Oberstudiendirektor a.D. Richard Sparrer
Ehemaliger Leiter des Werner-von-Siemens-Gymnasiums Regensburg und Vorstand des dortigen Studienseminars, ehemaliger Landesvorsitzender MNU e.V., Träger der Medaille für besondere Verdienste um Bayern in einem Vereinten Europa



Vorwort zur Ausstellungseröffnung

am 6. April 2009
in der Zentralbibliothek der Universität Regensburg von




Sehr geehrte Gäste,


zunächst meine herzliche Gratulation an den Regensburger „IT-Speicher“ und an seine so innovativen Vertreter zur Auszeichnung, heute „Ort der Ideen“ anlässlich der Initiative
„Deutschland – Land der Ideen“ sein zu dürfen. Besonders freut es mich, und da bin ich sogar persönlich ein bisschen stolz, dass hier auch einige meiner ehemaligen Informatikschüler beschäftigt sind und viel versprechend und mit, wie jetzt bewiesen, beträchtlichem Erfolg ihrer Profession nachgegangen sind. Ihnen allen meine enorme Hochachtung! Zwei Zitate zu Beginn: Thomas Watson (IBM) 1943 "Ich denke, dass es einen Weltmarkt für vielleicht fünf Computer gibt.“1 und 1981 Bill Gates "640K sollten genug für jeden sein."Gerne hätte ich damals einen dieser fünf gehabt, 640 K hätten es nicht einmal sein müssen. Es hat tatsächlich mit dem Informatikunterricht am hiesigen Goethe-Gymnasium im Schuljahr 1978/1979 angefangen: Vorhanden waren ein schon betagter Alphatronic 331 und dann einige Commodore PET 4016 mit Peripherie, schweren Floppy-Laufwerken und Neun-Nadel-Druckern. Mit diesen begann das Informationszeitalter in einem Kellerverlies der Schule, zunächst in Maschinensprache, dutzende von „peek“ und „poke“, um ein einziges „*“ auf den Bildschirm zu zaubern. Schulverwaltungsprogramme wurden gestrickt. Auf etwa 20 Metern Basic musste der Fehler für „Bei weiterem Absinken der Leistungen ist der Schulleiter sehr gefährdet!“ gefunden werden, es war ein „on j+1 goto“ statt einem „on j goto“ und der Schulleiter war nach dem Schüler eben der mit dem Index j+1! In den frühen Neunzigern erschien das erste grafikorientierte Betriebssystem, GEM von Digital Research. Es war dem nachfolgenden Windows von Bill Gates schon verdächtig ähnlich, für die Schulen aber kostenlos. Bill Gates hatte den längeren Atem und das bessere Marketing, Windows setzte sich durch! Der Begriff der Standardsoftware erschien zum ersten Mal in den Gazetten: In der Schule waren es Programmiersprachen wie Pascal, Delphi, C++, das MS-Office-Paket. Blyth aus England verkaufte sein Omnis 7 augenzwinkernd an das Staatsministerium für Unterricht und Kultus und war baff erstaunt, was die Spezialisten dort und auch in Regensburg damit anstellten! Lehrerdatei und Stundenplan waren damit geboren! Allmählich konnten sich auch Schülerinnen und Schüler Computer kaufen, vor allem den C 64 oder den größeren C 128, beide von Commodore, auch als „Diesel“, Lehrer den 80296, solche aus Italien den designten C SX 64 abierto. Und für einige der hier anwesenden Pioniere galt: „Aus dem Computerspiel, heimlich und deshalb von mir nicht gern gesehen im Informatikunterricht programmiert, wurde alsbald der hochdotierte Auftrag eines hochkarätigen Unternehmens für ein Optimierungsproblem.“ 1982 erschmeichelte ich mir bei meiner gefälligeren Ehehälfte den Sharp MZ 80 B, einen richtigen Rechner, erstmals in Regensburg bei Jodlbauer am Unteren Wörth erhältlich, von meiner lieben Frau mir in einem nachhaltigen Kompetenzirrtum zugestanden, 6.500 DM teuer! Dann 1987 einen tragbaren, ehemaligen MZ-Reporter-Rechner, schon mit Telefonmodem und E-Mail-Möglichkeit, die sagenhafte „Nähmaschine“ von Compaq. Die Rechner wurden kleiner: 1989 der Atari portfolio und dann 1999 der sehr seltene HP Jornada 800 mit dem Betriebssystem Windows CE, schon mit dem Office-Programmen Word, Excel, Access, Powerpoint und mit dem Internet-Explorer das Tor zur digitalen Welt. Jetzt sind meine Rechner nur noch Arbeitsgeräte, stehen auf jedem meiner Schreibtische, die digitale Welt hat die reale in sich integriert. Am Ende noch ein Zitat von Pablo Picasso 1960: „Computers are useless. They can only giv  you answers.“3 Beim Beantworten von Fragen können wir uns tatsächlich des Hilfsmittels Computer bedienen - was schon eine große Erleichterung ist. Aber doch ein Gegenzitat aus der Schule, aus den Fachbereichen der Musen, der Kunst, der Musik, des Theaters: „Computer ist mehr!“4 In diesem Festband der Akademie für Lehrerfortbildung ist beschrieben, dass Computer „Werkzeuge sind, durch die Kommunikation entsteht und gleichzeitig zwischenmenschliche Kommunikation verändert wird. Sie sind die Träger und Symbole wirtschaftlicher und sozialer Veränderung.“ Picassos Bilder, gerade die aus seinem Spätwerk, aus seinem „Malen gegen die Zeit“, zeigen Menschen gleichsam als Maschinen, blecherne Ritter, wie es auch die Computer sind, versus provozierender Sinnlichkeit seiner weiblichen Akte.Und es soll auch ein Programm mit seinem Namen geben, PICASSO - Precision Infinite Computer Aided Sausage Section Optimizer.6 Zurück im Ernst, viele Künstler, im Bericht der Akademie ist es beschrieben, bedienen sich des Rechners und seiner fast unerschöpflich kreativen Möglichkeiten. Die Fahrt in diese Zukunft, Picasso malt sie 1915 im „Red Cross Train"7 , geschieht im irrwitzigen Tempo, und auch ich wage eine Vorhersage: „Man wird nicht mehr von Computern sprechen!“ So wie Sie alle nicht über Steckdosen nachdenken, wenn Sie morgens die Haare föhnen, kein Auge auf den hochintelligenten, integrierten Schaltkreis werfen, wenn Sie auf Ihrer Multiple-Function-Wrist-Watch die Zeit ablesen.

1 Thomas J. Watson, Sr., * 17. Februar 1874 in Campbell, New York; † 19. Juni 1956 in New York City, er gilt fälschlicherweise als Gründer von IBM, deren Vorstandsvorsitzender er bis 1956 war. Er war einer der reichsten Männer seiner Zeit und wurde bei seinem Tod als der weltbeste Verkäufer bezeichnet. Die unter seiner Ägide bei IBM eingeführten Organisationsmethoden beeinflussten Generationen von Managern.
2
William „Bill“ Henry Gates, * 28. Oktober 1955 in Seattle, er ist ein US-amerikanischer Unternehmer und Programmierer. Er gründete 1975 gemeinsam mit Paul Allen die Microsoft Corporation. Er besitzt etwa 1,1 Milliarden Aktien von Microsoft (etwa 41 Mrd. US $), was gut 10 % des Grundkapitals entspricht, ist Aufsichtsratsvorsitzender und war bis 2006 Leiter der Entwicklungsabteilung („Chief Software Architect“) des Unternehmens. Seit Dezember 2004 ist er darüber hinaus Mitglied des Vorstands von Berkshire Hathaway, der Investmentholding von Investor Warren Buffett, der nach Gates als zweitreichster Mann der Welt gilt.
3
Pablo Ruiz Picasso, * 25. Oktober 1881 in Málaga; † 8. April 1973 in Mougins, Frankreich, er war ein spanischer Maler, Graphiker und Bildhauer und gilt als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Sein beachtliches Gesamtwerk von mehr als 15.000 Gemälden, Zeichnungen, Grafiken, Plastiken und Keramiken zeigte stil- und schulbildende Wirkung auf die moderne Kunst. Zusammen mit Georges Braque begründete er den Kubismus.
4
Computer ist mehr, Multimedia und Schule, Bestellnummer: 3005, Erscheinungsjahr: 1995, Akademie für Personalführung und Lehrerfortbildung Dillingen, (vergriffen)
5
Pablo Picasso: Der Maler und sein Modell, 3./8. April 1963; Öl auf Leinwand, 130 x 195 cm; Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid;
6
Eysenbach, Gunther (1996): Von Menschen und Maschinen - Eine satirische Anthologie. Freiburg: YELLOW INTERNET publishing
7
Pablo Picasso: Red Cross Train Passing a Village (Train de la croix rouge traversant un village), summer 1915. Oil on canvas, 35 x 45 3/4 inches. Solomon R. Guggenheim Museum.


Kuriositäten aus der Entwicklungsgeschichte des Computers
  (Regensburger Universitätszeitung 2/07, Seite 7)

Einen nostalgischen Einblick in die Computergeschichte kann man zur Zeit im Regensburger IT-Speicher gewinnen. Die Ausstellung „massive storage. Fragmente der IT-Geschichte“ zeigt Rechner, Drucker und Speichermedien vergangener Tage. Die Vernissage am 15. März 2007 diente gleichzeitig dazu, den Informationstechnologie Speicher als „Ort im Land der Ideen 2007“ zu würdigen. Lochkarten, Magnetbänder, Festplatten und Mainboards aus den 70er und 80er Jahren sind nur einige wenige „Kuriositäten“ aus der Entwicklungsgeschichte des Computers, die im IT-Speicher ausgestellt werden. Ein besonderes Highlight ist der Sharp MZ80B von 1981 – der erste „echte“ in Regensburg erhältliche Computer. Medienwissenschaftler der Uni Regensburg konzipierten Ausstellung Die Ausstellung wurde von Studierenden der Medienwissenschaft der Universität Regensburg unter der Leitung von Prof. Dr. Bernhard Dotzler und Dr. Ludwig Hitzenberger konzipiert. Dabei haben die Studierenden nicht nur bei den Ausstellungsvorbereitungen Hand angelegt, sondern waren auch aktiv bei der Umsetzung eines Begleitkatalogs beteiligt. Ziel der Ausstellung sei, „die rasante Entwicklung des Personal Computer und der Speichermedien aufzuzeigen“. „In der Informationstechnologie vollzieht sich eine permanente industrielle Revolution“, erklärte Dr. Hitzenberger. Diese immense Innovationsgeschwindigkeit, die das Gedeihen der Informationstechnologie kennzeichnet, ziehe ein ebenso rasches Vergessen überholter Anwendungen und Geräte nach sich. Deshalb brauche und verdiene diese Geschichte auch ihr konkret-materielles Gedächtnis – „und eben das meint der Ausstellungstitel: massive storage“, betonte der Medienwissenschaftler Prof. Dr. Dotzler. Die rund 50 Exponate stammen zum größten Teil aus der privaten Sammlung von OStD Richard Sparrer, Rektor am Werner-von-Siemens-Gymnasium, sowie aus Beständen der Universität Regensburg. Infineon ergänzt die Ausstellung mit einer Sammlung von Speicherchips, die speziell die Regensburger Geschichte der Speichermedien dokumentieren. IT-Speicher „Ort im Land der Ideen 2007“ Im Rahmen der Ausstellungseröffnung wurde der IT-Speicher gleichzeitig zum „Ort im Land der Ideen 2007“ ernannt. In diesem bundesweiten Wettbewerb wurde er als eine von 365 Stätten in der Bundesrepublik ausgewählt, die sich durch Erfindergeist und Innovation hervortun. Die offizielle Auszeichnung überreichte Joseph Blaschke, Marktgebietsleiter der Deutschen Bank AG, Region Ostbayern, dem Geschäftsführer des IT-Speichers, Dr. Herbert Vogler. In diesem Zusammenhang betonte auch Oberbürgermeister Hans Schaidinger die Bedeutung des IT-Speichers für Regensburg. „Der IT-Speicher ist ein kreatives Milieu. Er ist sowohl ein Ort der Wirtschaft, der Bildung als auch ein sozialer Ort.“ Er sei ein Vorbild für die Selbstständigkeit und die Innovationskraft des Standorts Deutschland. So solle die Ausstellung „massive storage“ Fragmente der IT-Geschichte“ am „Ort im Land der Ideen 2007“ junge Menschen für die Beschäftigung mit der Informationstechnologie begeistern und so langfristig die Gründungsbereitschaft erhöhen. Die Ausstellung kann bis Mitte Juni im I-Speicher besichtigt werden. Anschließend wird sie von der Bayern Design GmbH übernommen, die eine Tournee durch Bayern organisieren wird. Irma Biebl

REGENSBURG, Sonntag, 28. Februar 2016
Informationstechnik entwickelt sich rasant
Studenten zeigen, wie sich unser Schreiben und Lesen verändert hat: Ab 1961 wurden in Schreibmaschinen „Kugelköpfe“verwendet. 

Groß und behäbig sitzt sie in der Vitrine. Für OStD Sparrer war sie lange auch sein Lieblingsdrucker: „Die IBM Selectric II von 1971 hatte schon ein Korrekturband“, erzählt er. Heute ist sie eine alte Lady und als Ausstellungsstück an der Universität zu besichtigen. In der Ausstellung zur „Technikgeschichte der Informationskultur“ zeigen Studenten, wie sich Kulturtechniken wie „Schreiben“ oder „Lesen“ verändert haben. Schreib- und Rechenmaschinen, Speichermedien und erste Computer sind im Bibliotheks-Foyer bis 30. April zu bewundern. Die Ausstellung ist Teil des von OStD Sparrer geleiteten naturwissenschaftlichen MNU-Bundeskongresses an der Uni – denn ohne technische Aufbereitung wäre eine Weiterentwicklung von Wissenschaft nicht möglich. Wie mühsam doch früher die Erstellung eines Textes war. „Eine echte Herausforderung“, sagt Dr. Hitzenberger angesichts solcher Techniken wie der Mignon-Zeigermaschine, bei der jeder Buchstabe einzeln und per Hand angezeigt wurde. Oder der Tandem-Schreibmaschine von Imperial, die zwei Tastaturen besitzt: Nur so konnten die Sprachwissenschaftler griechische Zitate im Original einfügen. Wie rasant die Entwicklung vorangeht, sieht man an den Speichermöglichkeiten. Neben dem heute genutzten USB-Stick wirken die gar nicht so alten Acht-Zoll-Floppys riesig, von den Magnetbändern ganz zu schweigen. Auch den Heimcomputer „Commodore CBM 2896“ werden manche noch aus eigenem Gebrauch kennen. Ohnehin sind die meisten Ausstellungstücke direkt aus dem Universitätsbetrieb in die Bestände der Lehrstühle Informationswissenschaft und Medienwissenschaft gewandert. Man baue in der Landshuter Straße eine Sammlung auf, sagen Hitzenberger und Prof. Bernhard Dotzler vom Lehrstuhl für Medienwissenschaft. Ihre wissenschaftlichen Ergebnisse dazu gibt es auch in Buchform: „Schreiben und Rechnen. Eine Technikgeschichte der Informationskultur“, Universitätsverlag Regensburg 2009.