Oberstudiendirektor a.D. Richard Sparrer
Ehemaliger Leiter des Werner-von-Siemens-Gymnasiums Regensburg und Vorstand des dortigen Studienseminars, ehemaliger Landesvorsitzender MNU e.V.

RICHARD SPARRER
OBERSTUDIENDIREKTOR
SCHULLEITER – SEMINARVORSTAND
WERNER-VON-SIEMENS-GYMNASIUM REGENSBURG
BRENNESSTRASSE 4 93059 REGENSBURG


Sehr geehrte Gäste,


zunächst meine herzliche Gratulation an den Regensburger „IT-Speicher“ und an seine so
innovativen Vertreter zur Auszeichnung, heute „Ort der Ideen“ anlässlich der Initiative
„Deutschland – Land der Ideen“ sein zu dürfen. Besonders freut es mich, und da bin ich sogar
persönlich ein bisschen stolz, dass hier auch einige meiner ehemaligen Informatikschüler beschäftigt
sind und viel versprechend und mit, wie jetzt bewiesen, beträchtlichem Erfolg ihrer
Profession nachgegangen sind. Ihnen allen meine enorme Hochachtung!
Zwei Zitate zu Beginn: Thomas Watson (IBM) 1943 "Ich denke, dass es einen Weltmarkt für
vielleicht fünf Computer gibt.“
1 und 1981 Bill Gates "640K sollten genug für jeden sein."2
Gerne hätte ich damals einen dieser fünf gehabt, 640 K hätten es nicht einmal sein müssen.
Es hat tatsächlich mit dem Informatikunterricht am hiesigen Goethe-Gymnasium im Schuljahr
1978/1979 angefangen: Vorhanden waren ein schon betagter Alphatronic 331 und dann einige
Commodore PET 4016 mit Peripherie, schweren Floppy-Laufwerken und Neun-Nadel-
Druckern. Mit diesen begann das Informationszeitalter in einem Kellerverlies der Schule, zunächst
in Maschinensprache, dutzende von „peek“ und „poke“, um ein einziges „*“ auf den
Bildschirm zu zaubern. Schulverwaltungsprogramme wurden gestrickt. Auf etwa 20 Metern
Basic musste der Fehler für „Bei weiterem Absinken der Leistungen ist der Schulleiter sehr
gefährdet!“ gefunden werden, es war ein „on j+1 goto“ statt einem „on j goto“ und der Schulleiter
war nach dem Schüler eben der mit dem Index j+1! In den frühen Neunzigern erschien
das erste grafikorientierte Betriebssystem, GEM von Digital Research. Es war dem nachfolgenden
Windows von Bill Gates schon verdächtig ähnlich, für die Schulen aber kostenlos.
Bill Gates hatte den längeren Atem und das bessere Marketing, Windows setzte sich durch!
Der Begriff der Standardsoftware erschien zum ersten Mal in den Gazetten: In der Schule
waren es Programmiersprachen wie Pascal, Delphi, C++, das MS-Office-Paket. Blyth aus
England verkaufte sein Omnis 7 augenzwinkernd an das Staatsministerium für Unterricht und
Kultus und war baff erstaunt, was die Spezialisten dort und auch in Regensburg damit anstellten!
Lehrerdatei und Stundenplan waren damit geboren!
Allmählich konnten sich auch Schülerinnen und Schüler Computer kaufen, vor allem den C
64 oder den größeren C 128, beide von Commodore, auch als „Diesel“, Lehrer den 80296,
solche aus Italien den designten C SX 64 abierto. Und für einige der hier anwesenden Pioniere
galt: „Aus dem Computerspiel, heimlich und deshalb von mir nicht gern gesehen im
Informatikunterricht programmiert, wurde alsbald der hochdotierte Auftrag eines hochkarätigen
Unternehmens für ein Optimierungsproblem.“ 1982 erschmeichelte ich mir bei
meiner gefälligeren Ehehälfte den Sharp MZ 80 B, einen richtigen Rechner, erstmals in
Regensburg bei Jodlbauer am Unteren Wörth erhältlich, von meiner lieben Frau mir in einem
nachhaltigen Kompetenzirrtum zugestanden, 6.500 DM teuer! Dann 1987 einen tragbaren,
ehemaligen MZ-Reporter-Rechner, schon mit Telefonmodem und E-Mail-Möglichkeit, die
sagenhafte „Nähmaschine“ von Compaq. Die Rechner wurden kleiner: 1989 der Atari
portfolio und dann 1999 der sehr seltene HP Jornada 800 mit dem Betriebssystem Windows
CE, schon mit dem Office-Programmen Word, Excel, Access, Powerpoint und mit dem Internet-
Explorer das Tor zur digitalen Welt. Jetzt sind meine Rechner nur noch Arbeitsgeräte,
stehen auf jedem meiner Schreibtische, die digitale Welt hat die reale in sich integriert.
Am Ende noch ein Zitat von Pablo Picasso 1960: „Computers are useless. They can only give
you answers.“3 Beim Beantworten von Fragen können wir uns tatsächlich des Hilfsmittels
Computer bedienen - was schon eine große Erleichterung ist. Aber doch ein Gegenzitat aus
der Schule, aus den Fachbereichen der Musen, der Kunst, der Musik, des Theaters: „Computer
ist mehr!“4 In diesem Festband der Akademie für Lehrerfortbildung ist beschrieben, dass
Computer „Werkzeuge sind, durch die Kommunikation entsteht und gleichzeitig zwischenmenschliche
Kommunikation verändert wird. Sie sind die Träger und Symbole wirtschaftlicher
und sozialer Veränderung.“ Picassos Bilder, gerade die aus seinem Spätwerk, aus
seinem „Malen gegen die Zeit“, zeigen Menschen gleichsam als Maschinen, blecherne Ritter,
wie es auch die Computer sind, versus provozierender Sinnlichkeit seiner weiblichen Akte.5
Und es soll auch ein Programm mit seinem Namen geben, PICASSO - Precision Infinite
Computer Aided Sausage Section Optimizer.6 Zurück im Ernst, viele Künstler, im Bericht der
Akademie ist es beschrieben, bedienen sich des Rechners und seiner fast unerschöpflich
kreativen Möglichkeiten. Die Fahrt in diese Zukunft, Picasso malt sie 1915 im „Red Cross
Train"7 
, geschieht im irrwitzigen Tempo, und auch ich wage eine Vorhersage: „Man wird nicht
mehr von Computern sprechen!“ So wie Sie alle nicht über Steckdosen nachdenken, 
wenn Sie
morgens die Haare fönen, kein Auge auf den hochintelligenten, integrierten Schaltkreis 
werfen,
wenn Sie auf Ihrer Multiple-Function-Wrist-Watch die Zeit ablesen.





Richard Sparrer, Direktor des Werner-von-Siemens-Gymnasiums Regensburg

1 Thomas J. Watson, Sr., * 17. Februar 1874 in Campbell, New York; † 19. Juni 1956 in New York City, er
gilt fälschlicherweise als Gründer von IBM, deren Vorstandsvorsitzender er bis 1956 war. Er war einer der
reichsten Männer seiner Zeit und wurde bei seinem Tod als der weltbeste Verkäufer bezeichnet. Die unter seiner
Ägide bei IBM eingeführten Organisationsmethoden beeinflussten Generationen von Managern.
2 William „Bill“ Henry Gates, * 28. Oktober 1955 in Seattle, er ist ein US-amerikanischer Unternehmer und
Programmierer. Er gründete 1975 gemeinsam mit Paul Allen die Microsoft Corporation. Er besitzt etwa 1,1
Milliarden Aktien von Microsoft (etwa 41 Mrd. US $), was gut 10 % des Grundkapitals entspricht, ist Aufsichtsratsvorsitzender
und war bis 2006 Leiter der Entwicklungsabteilung („Chief Software Architect“) des Unternehmens.
Seit Dezember 2004 ist er darüber hinaus Mitglied des Vorstands von Berkshire Hathaway, der
Investmentholding von Investor Warren Buffett, der nach Gates als zweitreichster Mann der Welt gilt.
3 Pablo Ruiz Picasso, * 25. Oktober 1881 in Málaga; † 8. April 1973 in Mougins, Frankreich, er war ein spanischer
Maler, Graphiker und Bildhauer und gilt als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Sein
beachtliches Gesamtwerk von mehr als 15.000 Gemälden, Zeichnungen, Grafiken, Plastiken und Keramiken
zeigte stil- und schulbildende Wirkung auf die moderne Kunst. Zusammen mit Georges Braque begründete er
den Kubismus.
4 Computer ist mehr, Multimedia und Schule, Bestellnummer: 3005, Erscheinungsjahr: 1995, Akademie für
Personalführung und Lehrerfortbildung Dillingen, (vergriffen)
5 Pablo Picasso: Der Maler und sein Modell, 3./8. April 1963; Öl auf Leinwand, 130 x 195 cm; Museo Nacional
Centro de Arte Reina Sofía, Madrid;
6 Eysenbach, Gunther (1996): Von Menschen und Maschinen - Eine satirische Anthologie. Freiburg: YELLOW
INTERNET publishing
7 Pablo Picasso: Red Cross Train Passing a Village (Train de la croix rouge traversant un village), summer 1915.
Oil on canvas, 35 x 45 3/4 inches. Solomon R. Guggenheim Museum.